Richard Kaplenig
Malerei
Scheinbar Nebensächliches in den Mittelpunkt gerückt, mit ungewohnter, wiewohl unaufgeregter Bedeutung erfüllt, weisen die Bilder von Richard Kaplenig mit Nadja Hlavkas Bildern thematisch und auch in der traditionellen Maltechnik durchaus Ähnlichkeiten auf. Die überdimensionierten Einzelobjekte, die Kaplenig vor einem diffus-abstrakt scheinenden Hintergrund in den Fokus stellt, wirken da wie geerdete Ankerstellen.
Nach Jahren der Abstraktion hat Richard Kaplenig, den Gegenstand für sich entdeckt. Alltagsgegenstände, die aus seinem persönlichen Umfeld stammen, wie Trichter, Lusterhaken, Inbusschlüssel, Glühbirnen oder Glasfläschchen, werden zum Hauptdarsteller, erhalten als extrem plastisch gestaltete Einzelobjekte in ganz traditioneller Öl-auf Leinwand-Technik die volle Aufmerksamkeit in der Zentralperspektive und durch die enorme Vergrößerung geradezu Kultstatus. Dabei gewinnt der Raum seine Bestimmung in einer zusätzlichen Ebene: Durch übermalte Collagen aus Stadtplänen, Landkarten, Seiten aus Telefonbüchern, mit geometrischen Mustern, Symbolen und Buchstaben – oder auch als reine Malerei mit gewaltiger Tiefenwirkung. Die Materialität der Objekte – Glas, Metall, Wasser - spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die reduzierte Farbwahl, die sich in allen Grauschattierungen zwischen weiß und schwarz bewegt, wozu als Kontrapunkt ein Spannungselement in den Grundfarben kommen kann. Er möchte, so Sehgewohnheiten aufbrechen, das Publikum zum Hinschauen und auch zum Nachdenken verführen.
Verena Kienast
Nadja Hlavka
Bilder
Die Farbpalette von Nadja Hlavka ist geprägt von kühlen Farben mit einer Dominanz von Blau - Symbol für Freiheit. In unzähligen Schattierungen von Grün, sehr lichtem Hellblau und ein bisschen Gelb, dazwischen Schatten in Grau zieht Hlavka die Aufmerksamkeit des Betrachters etwa auf ein Stück Flusslandschaft, ein Motiv, das für die Malerin seinen Reiz aus der scheinbaren Belanglosigkeit bezieht. Denn freilich liegt die Anziehungskraft im Detail: Halme, Blätter, Zweige und deren Spiegelungen und die Wasserbrechungen, die in ihrer Gesamtheit eine ausgeglichene vertraute Stimmung erzeugen. „Die Linie, wo Himmel und Erde zusammenstoßen, die Randgebiete“ wecken Hlavkas Neugierde, Unbekanntes zu entdecken.
Seit kurzem auch rückt der Himmel in den Fokus des Geschehens, zum Beispiel im Himmelsstück, das wie durch ein kleines Fenster in einer von Zeit und Witterung gezeichneten Mauer Ausblick auf die Freiheit des grenzenlosen Ganzen gibt. Keine realen Abbilder stellt Hlavka dar, sondern Fundstücke aus der Erinnerung, die sie in langen Aufenthalten in der Natur in sich sammelt und dann neu ordnet, zu Stimmungs- und Emotionsbildern. Dabei zelebriert sie viele Etappen im Bildprozess, zu dem auch das Anrühren der Farbe aus Pigmenten und Leinöl gehört, das Auftragen und Ablösen von präparierten Leinwänden, den pastosen Farbauftrag, um aus der Bildeben eine dreidimensionale Ebene hervortreten zu lassen, und das Arbeiten in Serien, um die Fülle der Eindrücke und Ausdrucksmöglichkeiten erschöpfend darzustellen. Einer schnelllebigen Gesellschaft begegnet Nadja Hlavka mit bewusster Langsamkeit und nimmt den Betrachter mit auf ihrem Spaziergang durch die Landschaft, die gleichzeitig vom Menschen geschaffen und Abbild menschlicher Seelenzustände ist.
Verena Kienast